Es war so einfach. Als das Coronavirus zu uns kam, wurden fast reflexartig die Schulen geschlossen. Alle Länder, die vor uns von der Pandemie betroffen waren, hatten es uns vorgemacht. Und es war plausibel: Lärmende Schulkinder auf dem Pausenhof, vollgestopfte Schulbusse, enge Klassenräume mit vielen Schülern, schwitzende Lehrer bei Konferenzen, man konnte sich bildlich vorstellen, wie das Virus ein Fest nach dem anderen an den Schulen feierte.

Lockdown hieß zuerst Schulschließung und dann kam der Rest.

Schon im Sommer war die Euphorie verflogen. Wer Covid 19 für ein Zwischenspiel des Frühjahrs 2020 gehalten hatte, wurde eines Besseren belehrt. Vergleiche mit der Pest im Mittelalter und der Spanischen Grippe vor hundert Jahren kamen auf. 80 Millionen kleine Virologen, die sich bis dahin meh mit Fußball und Mode beschäftigt hatten als mit Händewaschen diskutierten Hygieneregeln, Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen und Kontaktsperren.

Gibt es nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, Corona-Bekämpfung oder Wirtschaftskrise?

Zur Alternative stand die wirksame Bekämpfung des Virus, dann würde die Wirtschaft zugrunde gehen oder wir halten die Wirtschaft aufrecht, dann müssen wir eben bei der Corona-Bekämpfung Kompromisse machen. Das Dumme war nur: das Corona-Virus diskutiert nicht mit uns und es steht auch nicht zur Wahl, nicht für Landtage und nicht für den Bundestag. Es ist einfach nur da und es steckt an, und zwar jeden. Auch und gerade dann, wenn man es nicht sieht und nicht merkt. 100, 200, 400, 1.000, 2.000 … sogenannte „neue Ansteckungsfälle pro Tag“ waren eben nicht die tatsächlichen Ansteckungsfälle pro Tag sondern nur die „positiv getesteten Fälle pro Tag“. So banal das ist, so irreleitend kann die Bezeichnung „Fälle pro Tag“ sein. Hätten wir überhaupt nicht getestet, gäbe es bis heute keinen einzigen „Corona-Fall“ in Deutschland, dafür mehrere 10.000 Tote. Die Dunkelziffer ist hoch, wie hoch, weiß kein Mensch. Auch die nicht, die auf unseren Straßen und in den Parlamenten blöken, es gäbe gar kein Corona und wenn, sei es nicht so schlimm und überhaupt sei das nur eine Verschwörung von Frau Merkel. Das Recht auf die eigene Meinung ist ein hohes Gut, das Recht, diese Meinung – wie irre sie auch sein mag – zu äußern, hat Verfassungsrang. Die Pflicht, jeden Unfug zu kommentieren und zu diskutieren gibt es jedoch nicht.

War es am Anfang noch Wurstigkeit und individueller Mut von Scharlatanen nach dem Motto, „Ich brauche keine Maske, ich bekomme kein Corona.“, wurde von Woche zu Woche mehr Ideologie daraus. Nein, viele wollten sich ihre Freiheit nicht beschneiden lassen, sie bestanden auf der Freiheit, auch anderen schaden zu können und zu dürfen, zum Beispiel, indem sie andere ansteckten.

Und auch die Politik, die zunächst überraschend souverän und überlegt agiert hatte, fiel nicht unerwartet bald in gewohnte Verhaltensmuster zurück. Noch im März erhielten alle (!) Politik hohe Zustimmungswerte, weil sie entschlossen und vor allem einheitlich handelten und konsequente Maßnahmen beschlossen, die von der breiten Mehrheit (über 75%) mitgetragen wurden. Das waren Maßnahmen, die man sich weder neu ausdenken musste, noch besonders originelle Maßnahmen. Man machte in Deutschland alles, was in anderen Ländern erfolgreich war und ließ alles sein, was in anderen Ländern zu großen Problemen geführt hatte. Das ging schnell, war leicht zu machen und leicht zu erklären.

Zunächst schloss man alle Schulen und Kitas. Dann Restaurants Kirchen und Geschäfte. Überall dort, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen, kann das Virus ein großes Fest feiern und das tun, wozu es da ist: Anstecken. Viele Kontakte, viele Fäll, wenig Kontakte, wenig Fälle, keine Kontakte, keine Fälle. Um das zu verstehen, musste man kein Virologe sein.

Es wäre so schön gewesen, wenn es funktioniert hätte und nach sechs Wochen der Spuk vorbei gewesen wäre. Aber so einfach war es nicht. Das Drohgespenst einer Riesenpleite der Unternehmen und der Gastronomie hing über uns. Jahrgänge traumatisierter Kinder, die nicht in die Kita können, Generationen verlorener Schulkinder, abgehängt von Wissen und Bildung, ältere und fromme Menschen, die in Alten- und Pflegeheimen sozial isoliert leben und Kirchen, die, weil menschenleer keinen Trost mehr spenden können.

Jeder wollte wissen, wie lange das Ganze dauern sollte. Journalisten stellten immer die gleiche Frage: „Wann ist das vorbei?“ Die Antwort wäre so einfach gewesen. Niemand hätte sich zwingen lassen müssen, einen Zeitpunkt zu nennen. Ein wenig Gelassenheit, eine Portion Mut und man hätte die Antwort geben können: „Wenn das Virus erledigt ist und wir den Kampf gewonnen haben.“ Aber es war so einfach, sich im Wettlauf mit anderen selbst zu unterbieten. Wer schnelle (und einfache) Lösungen verspricht, ist beliebt. Wer beliebt ist, wird gewählt. So einfach kann Politik sein.

Das Risiko-Paradoxon schlägt zu.

Alles, was in asiatischen Ländern funktionierte, klappte bei uns nicht oder nicht in dem Ausmaß, wie wir uns das vorgestellt hatten. Richtig war, die Zahlen gingen zurück. Gleichzeitig nahmen wir die Einschränkungen und Herausforderungen viel stärker wahr als am Anfang der Pandemie. Auf die Schockstarre folgte die Hoffnung, so schlimm werde es schon nicht kommen und das Risiko-Paradoxon setzte ein: Werden in einer Krise rasch richtige und erfolgreiche Maßnahmen ergriffen, glauben viele, die Krise sei überschätzt oder die Maßnahmen wären gar nicht notwendig gewesen, weil ja nichts passiert sei. Ein bekanntes Phänomen. Wer keinen Blitzableiter auf dem Haus hat, kann leicht behaupten, es gäbe gar keine Blitzeinschläge oder höchst selten und Blitzableiter seien wirkungslos und überflüssig. Das funktioniert auch … bis der Blitz eben doch einschlägt.

Wenn es jeder besser weiß.

Und jetzt kam die Stunde der Landespolitiker. Der Kuschelkurs unter zentraler Führung wurde für beendet erklärt. Jede Landesfürstin (ja, und auch jeder Landesfürst) sah die Stunde gekommen, selbst zu entscheiden, was notwendig sei und was eben nicht. Maßstab waren weder Wissenschaft noch Mehrheitsmeinungen sondern, und das ist eben auch normal, die veröffentlichte Meinung. Im Unterschied zur öffentlichen Meinung ist die veröffentlichte Meinung immer laut, meistens zugespitzt und einseitig und gelegentlich: einfach falsch.

Experten, die vorher noch niemand gekannt hatte, erklärten nun die sozialen Folgen der Kita-Schließung, Bildungspolitiker, die über Jahrzehnte die Digitalisierung der Schulen, je nach Temperament verschlafen oder verzögert hatten, wussten, dass man alles zumachen darf, aber die Schulen gerade mal nicht. Wirtschaftsverbände rechneten vor, welche Verluste auf die Gesellschaft und das Land mit verheerenden Folgen zukommen würden …

Die Parameter hatten sich verschoben: es ging nicht mehr darum, welche Maßnahmen gegen die Ansteckung besonders wirksam waren, sondern darum, zu identifizieren, welche Ausnahmen man auf jeden Fall machen müsste. Da gab es vom Ergebnis her betrachtet wenig Überraschungen: Fußball Bundesliga? Unbedingt. Kaufläden? Auf jeden Fall. Kulturveranstaltungen? Eher nicht. Partys und Feste? Nur im Geheimen und, wenn keiner hinsieht. Kontakte? Beschränken ja, aber mit so wirren, ständig wechselnden und uneinheitlichen Regeln, dass sie keiner verstehen und noch weniger kontrollieren kann.

The Show must go on.

Politiker konferieren von ihren Arbeitszimmern über das Internet und legen fest, dass bis zu 30 Schüler sich in Klassenzimmern versammeln. Was sie Lehrern zumuten, würden sie selbst niemals machen.

Selbsternannte Demokraten missachten Gesetze und demonstrieren obszön und offen ohne jede Kontaktbeschränkung, selbst, wenn sie möglich wäre, um zu zeigen, dass sie über allem, vor allem über dem Gesetz stehen.

Fernsehanstalten werden nicht müde, sogenannte Experten über die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Maßnahmen dozieren zu lassen, als ob die Maßnahmen das Problem seien und nicht das Virus. In „Shows“ (Ja Talk-Shows heißen nicht nur so, sie sind es wirklich) machen sich die Showmaster(innen), die hier Moderatoren heißen, einen Spaß daraus, Menschen einzuladen und aufeinander zu hetzen, von denen man vorher schon weiß, dass sie streiten werden, wie die Kesselflicker. Das macht besonderen Spaß und, wenn sie sich nicht genug an die Gurgel gehen, spielen die „Mäßiger“ (das bedeutet Moderator)  sogenannte „Einspieler“ ein, die vorher produziert die Diskussionsteilnehmer provozieren sollen, um zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen. Das nennt man dann Diskussionskultur.

Und heute?


Restaurants und Museen sind geschlossen. Die Schulen aber sind offen, obwohl das Abstandsgebot dort viel schwieriger einzuhalten ist als in einem Museum. Die Realität ist längst so grausam und konkret, wie im März befürchtet. Genau für den jetzt eingetretenen Fall hatten die Kultusminister bei Schuljahresbeginn die Schließung von Schulen vorgesehen. Die Schulen aber werden offen gehalten, „whatever it takes“.

Und wie war das mit der „Digitalisierung“? Es wäre viel Zeit gewesen, Kapazitäten aufzubauen, Schulungen durchzuführen und Laptops zu verteilen. Man hört nichts mehr davon. Generationen von Lehrern sind mental und intellektuell nicht vom Tafelanschrieb und Tageslichtprojektor weggekommen. Ändern will das offensichtlich niemand.

Homeoffice war jahrzehntelang in Deutschland diskreditiert und verachtet worden. Corona hat gezeigt, dass es funktioniert und dass es Kosten spart. Viele Widerstände sind in sich zusammengebrochen. Natürlich besteht auch hier ein imenser Nachholbedarf und nicht jeder Küchentisch eignet sich zum Büro, insbesondere, wenn das Internet auf dem Niveau von Nigeria arbeitet und zwei greinende Kinder um einen herumstehen. Aber, und das ist der große Unterschied zu den Schulen, wir sind dabei Lösungen zu entwickeln und bei dem Thema „Arbeit zuhause“ besser zu werden und vor allem, es einfach zu machen, auch, wenn noch nicht alles klappt.

An vielen Schulen denkt man nicht daran, Klassen zu teilen, Oberstufenschüler online zu unterrichten, Lehrer, die sich immer noch nicht mit dem Internet auskennen, auszubilden und zu trainieren. Es gibt großartige Lehrer und Pädagogen, die bis zur Selbstaufgabe und leidenschaftlich tolle Arbeit in der Corona-Krise leisten und engagiert und kompetent für ihre Schüler da sind. Was hier Ausnahme und was die Regel ist, kann jeder selbst entscheiden, der Kinder hat oder kennt, die zur Schule gehen. Übrigens sind Lehrer viel häufiger selber Opfer als Täter. Von vorgesetzten Behörden alleine gelassen – die Kultusministerien scheinen zum Teil völlig abgetaucht zu sein – dürfen sie sich privat nur mit vier Personen treffen, sind aber im Schultag mit bis zu 150 Schülern in engen Räumen zusammen, wenn sie fünf Klassen unterrichten. Verstehen muss man das nicht.

Da stimmt doch was nicht.

Die von den Medien zusätzlich aufgeheizte Diskussion über Offenhalten, Wechselunterricht oder Schließungen weist doch darauf hin, dass es hier gar nicht mehr um die Diskussion wirksamer Maßnahmen geht. Hier bestimmt reine Ideologie. Und dann werden die Argumente eben so hingebogen, dass es in das ideologische Raster passt.

Angeblich sind die Infektionszahlen in Schulen niedrig. Stimmt sogar, wenn man die Zahl der positiv Getesteten als Maßstab nimmt.  Problem: in unseren Schulen wird gar nicht getestet. Warum eigentlich nicht? Im Zeitalter der Empirischen Sozialforschung kann man sehr wohl repräsentative Tests mit wenig Zeit- und Kostenaufwand durchführen und auf die Gesamtheit schließen. Wenn man das will.  Die Virologen sagen, dass Jugendliche ab einem bestimmten Alter sehr wohl Infektionsträger sind und ansteckend sin können, auch wenn sie selbst nicht erkranken. Da wären wir dann wieder bei den Lehrern, die Infektionen in der Schule aufnehmen und in die Gesellschaf tragen. Wer sich fragt, warum die Infektionszahlen aktuell im Gegensatz zum ersten Lockdown nicht herunter gehen, muss nur die „Ceteris Paribus-Regel“ anwenden. Was ist gleich geblieben, was hat sich verändert im zweiten Lockdown? Im zweiten Lockdown blieben die Schulen offen, im ersten nicht. Ist es wirklich so ausgeschlossen, dass unsere Schulen zum klammheimlichen Verteiler des Virus geworden sind? Warum will das keiner wissen, warum prüft das keiner?

Corona zwingt uns, unser Schulsystem zu ändern, ob wir wollen oder nicht.

Wir wissen nicht, wie stark sich die Infektion in den Schulen und aus den Schulen heraus verbreitet. Möglich oder sogar wahrscheinlich ist es. Digitalisierung spielt auf einmal keine Rolle mehr, über Fernunterricht wird nur ungern nachgedacht. Wer erinnert sich noch daran, wie lautstark Online-Unterricht und seine Weiterentwicklung im Frühjahr noch gefordert worden war? Gerade noch rechtzeitig, bevor man sich an die Arbeit hätte machen müssen, ist den Verantwortlichen eingefallen, dass Online-Unterricht eine üble Sache ist, weil sie die „bildungsfernen“ Schüler benachteiligt. Das ist so, als würde man in Dürregebieten die Lebensmittelverteilung mit dem Argument einstellen, wir können nicht sicherstellen, dass jeder gleich viel bekommt. Vermutlich bringt hier Corona etwas ans Licht, was wir schon länger hätten wissen können und auch gewusst haben, es kümmerte eben niemanden so richtig.

Außerdem muss man die Schulen angeblich deshalb offen halten, weil sonst die häusliche Gewalt bedrohlich zunimmt. Sagt man. Gewalt in Familien ist sicher ein sehr ernst zu nehmendes Problem. Es macht nur stutzig, dass dieses Argument so pauschal verwendet wird und man den Eindruck bekommen soll (?), deutsche Familien seien inzwischen zur Brutstätte von Gewalt geworden, vor der man Kinder nur noch schützen kann, indem man sie zur Schule schickt. Frage: Was passiert in diesen Familien eigentlich in den insgesamt 14 Ferienwochen im Jahr

Corona stellt angebliche Gewissheiten und Einstellungen in und über unsere Gesellschaft auf den Prüfstand.

Wir wollten bewusst, Kinder sehr früh in Kitas, Kindergärten und Schulen bringen. Erklärtes Ziel war es Kinder in der Regel außerfamiliär zu betreuen, um beiden Elternteilen, vor allem den Müttern die Möglichkeit zu bieten, einen Beruf auszuüben. Das Modell zeigt Schwächen in Zeiten einer Pandemie. Natürlich will, kann und soll man das Rad nicht zurückdrehen, aber hinter der Diskussion über Corona, die Kitas und Schulen steckt ein gewisses Maß an Gereiztheit, weil grundsätzliche Ideologien nicht mehr funktionieren. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, sollen Mundschutz, Abstandsregeln und Kontakteinschränkungen für Kinder und Jugendliche nicht mehr gelten, das Virus soll das gefälligst endlich kapieren und berücksichtigen!

Lüften und Durchhalteparolen lösen das Problem nicht.

Jeder kann sich seine Realität basteln, wie er möchte. Niemandem ist es verwehrt , sich seine kleine Welt zu basteln, wie sie ihm gefällt. Nur löst das kein einziges Problem, sondern schafft viele neue. Am Schulsport wird festgehalten, obwohl man auf ihn und seine ohnehin zweifelhafte Qualität auch mal verzichten könnte und die Schüler nach der Sportstunde dann nicht verschwitzt und verklebt in zugigen weil durchgelüfteten Klassenräumen sitzen müssten. Wer kann verstehen, wenn man so tut, als würde das Virus entlang von Altersklassen und Schulstufen anstecken? Wie logisch ist es, Kinder in den Schulen auf Abstand zu halten und sie in überfüllten Schulbussen, zusammengepfercht wie die Legehennen in selbige zu transportieren? Das einzige, was wir neben unnötigen zusätzlichen Infektionen erzeugen ist Unmut, Streit und Unsicherheit.

Bildungspolitik und  Schulsysteme stehen schon seit Jahrzehnten unter dem Joch der ländereigenen Lufthoheit, die stur und zäh verteidigt wird, gegen die Interessen der Schüler, der Lehrer, der Eltern und der Wirtschaft. Aber niemand traut sich, diese heilige Kuh, die bedenklich lahmt, zur Schlachtung freizugeben. Der Chaos-Gipfel zwischen Kanzlerin und Ministerpräsidenten belegt überdeutlich, worum es den Ministerpräsidenten – und zwar allen – in Wirklichkeit geht. Ihre eigene Suppe zu kochen und sich von niemandem in selbige hinein spucken zu lassen. Seien wir ehrlich: es gibt Zielkonflikte, für die es keine einfachen Lösungen gibt, aber wir sind zu feige wenigstens zuzugeben, dass virologische, betreuungs- und bildungspolitische sowie wirtschaftspolitische Argumente sich – zum Teil massiv – widersprechen.  Wenn wir hier nicht redlicher analysieren und diskutieren, werden wir nicht entweder viel zu viele Corona-Tote oder Rezession bekommen, sondern beides.

Was kann und muss man tun?

Wir müssen systematisch und umfassend an Schulen testen. Teste alleine heilen Corona nicht, aber sie helfen uns zu erkennen, wo die Infektionsquellen sitzen und sie unterstützen unsere Bemühungen, die Weiterverbreitung zu unterbrechen. Das kostet viel weniger Geld, als die Folgeschäden, die auf uns zukommen, wenn wir die Zahlen nicht in den Griff bekommen.

Mundschutz,  Abstand und Kontaktminimierung sind momentan die einzigen Waffen, die wir gegen Corona in der Hand haben. Gerade an den Schulen können sie nur funktionieren, wenn wir es wagen, wenigstens die älteren Schüler zu Hause zu lassen und dann mit den Kleineren in halbierten Klassen möglichst viel Zeit des Tages für Präsenzunterricht in Schichten zu nutzen. Das nennt man Wechselbetrieb. Er fordert vor allem Lehrer: Wenn wir Stoffpläne und Unterrichte durchforsten und streichen, was jetzt nicht so wichtig ist, gewinnen wir zusätzliche Lehrkapazitäten. Im Winter ständig die Fenster zu öffnen, mag gegen das Virus gut sein, wenn am Ende die Hälfte der Schüler und Lehrer (!) erkältet zu Hause bleiben, haben wir nichts gewonnen. ist nach wie vor ein zentrales Kriterium der Infektionsvermeidung.

Ausreichend längere Weihnachtsferien werden nicht kommen.

Man könnte die Weihnachtsferien deutlich verlängern, nicht nur um ein paar Tage, und dafür Ferien in Frühjahr und Sommer 2021 kürzen. Das wird daran scheitern, dass niemand zuhause ist, der sich um die Kinder in nicht vorausgesehenen Ferien kümmern kann. Was fehlt, ist in allen Bundesländern eine plausible, durchdachte und pragmatische Strategie. Und wenn jetzt einige aufheulen, dass in allen Amtsstuben bis nachts durchgearbeitet würde und die Ministerialbürokratie pausenlos Konzepte entwirft, bleibt die Frage: Wo sind sie, diese Konzepte und warum kommuniziert sie niemand. Es bleibt der Eindruck, dass die Kultusministerien keinen Kompass haben, auf Sicht fahren, oder ihre Erkenntnisse und Pläne geschickt geheim halten.

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