Vermeintlich politisch korrekte Sprache oder nur Gender-Wahn?
In der deutschen Sprache existiert sowohl ein natürliches Geschlecht (Sexus) als auch ein grammatisches Geschlecht (Genus) und das ist nicht dasselbe.
Beide Begriffe werden von feministischen Linguistinnen oft verwechselt bzw. unzulässigerweise vermischt und durcheinandergebracht.

Was ist der Unterschied zwischen Genus und Sexus?
Im wesentlichen gibt es zwei Unterschiede:
a) Es gibt drei Ausprägungen des Genus (maskulin, feminin, neutrum), aber – in der Sprache (!) – nur zwei biologische Geschlechter (männlich und weiblich).
b) Das Verwenden des Genus wird häufig ohne jeden Bezug zum natürlichen Geschlecht (Sexus) verwendet und das hat überhaupt nichts mit Politik, Ideologie oder Unterdrückung zu tun. Beispiele gefällig? Man sagt der Ofen, die Abzweigung oder das Bild. Keine Frau kann sich benachteiligt, diskriminiert oder unterdrückt fühlen, weil es nicht die Ofen heißt; auch nicht mit Sternchen.

Und jeder Mann muss damit fertig werden, dass man die Ideologie sagt, auch wenn es durchaus Männer sein können, die eine solche vertreten.

Es wird sogar noch schlimmer: Begriffe, mit denen eindeutig dem Geschlecht (Sexus) zugehörige Geschlechtsmerkmale bezeichnet werden, haben sprachlich ein anderes Genus als Sexus: Der Busen ist maskulin, die Eichel feminin und das Glied neutrum, völlig unabhängig von den tatsächlichen biologischen Hintergründen.  

Wie verhält es sich jetzt mit Wörtern und Begriffen, die zwar ein eindeutiges Genus (maskulin, feminin oder neutrum) haben, aber sich sowohl auf ein männliches, wie weibliches Geschlecht beziehen können?
Auch hier werden die beiden biologischen Geschlechter sprachlich gleich schlecht behandelt:
Der Leser oder der Kunde können sowohl männlich oder weiblich sein, ebenso wie die Person, die Waise oder das Kind, bzw. das Individuum.

Es ist zwar von einigen feministischen Idoelogen erwünscht und geradezu zwanghaft herbeigeredet, dass die Bezeichnung „der Leser“ sich nur auf Männer bezieht. Sprachlich ist das genauso falsch, wie die Unterstellung, dass wir nur Frauen im Kopf hätten, wenn wir „die Person“ oder „die Leiche sagen. „Das Kind“ kann sowohl ein Junge wie auch ein Mädchen sein; und auch eine transsexuelle Person (!) oder eine „diverse“ oder auch ein Kind, das gerade noch nicht weiß, ob es ein Junge, ein Mädchen oder ganz etwas anderes ist oder vielleicht sein will. Das ist der Sprache nämlich völlig egal. Es handelt sich um „das“ Kind oder um die Leiche auch, wenn es ein Mann ist.

In der Sprachwissenschaft nennt man das „Homonymie“; wir kennen das auch als sogenannten „Teekessel“, also gleichlautende Wörter, die aber unterschiedliche Dinge meinen.
Ein „Ball“ kann ein Sportgerät oder eine Tanzveranstaltung sein. Der Lauf, der Pass bezeichnen gleichlautend durchaus unterschiedliche Dinge. Ebenso wie die Bank, die Flucht, die Kapelle, die Kohle, das Futter, das Mittel, das Moos und das Positive.

In diesem Sinn kann auch „Kunden“ unterschiedliches bedeuten: „Menschen, die einkaufen“ sind ebenso  „Männer, die einkaufen“ oder „Frauen, die einkaufen, vielleicht sogar „Kinder“, die einkaufen und darunter sowohl Jungen wie Mädchen.

Es gibt auch Wörter, bei denen man den Sinn des Wortes nur versteht, wenn der „richtige“ Genus gewählt wird und auch das völlig unabhängig von irgendwelchen biologischen Phänomenen.

Der Gang bedeutet eben etwas ganz Anderes als die Gang.
Wenn Gender-Fanatiker behaupten, mit „Kunden“ seien nur Männer gemeint, wollen sie so tun, als würden Frauen sprachlich unterdrückt. Sie protestieren merkwürdigerweise nicht gegen den Begriff „die Person“, die ja, folgte man ihrer Argumentation lediglich Frauen im Blick hätte und Männer benachteiligte.

Gendern richtet sich nicht danach, was Menschen meinen, wenn sie etwas sagen, sondern danach, was Ideologen ihnen unterstellen, was sie angeblich meinen: Wer „der Lehrer“ sagt, redet dann angeblich nur von Männern und Frauen; Lehrerinnen fallen unter den Tisch.

Das ist nicht nur ideologisch anstrengend sondern sprachlich falsch.

Der Artikel – mit dem richtigen Genus – lässt uns den Unterschied zwischen der (frohen) Kunde und dem Kunden sowie der Leiter und dem Leiter erkennen. Mit Sternchen und Atempause schafft man das eben nicht. Der Leiter eines Gesundheitsamtes kann (sprachlich) auch eine Frau sein und, wenn er das nicht ist, weil Frauen benachteiligt und nur Männer zu Leitern von Gesundheitsämtern befördert werden, ändert man durch die Bezeichnung „Leiter*in“ an dem Skandal gar nichts. Und das ist das größte Problem des Genderwahns:
Der Irrglaube, dass man Verhältnisse ändert, wenn man ihre Bezeichnung wechselt, setzt nur die Maschinerie einer Sprachpolizei in Gang. Die Verhältnisse ändert man dadurch nicht und historisch gesehen folgt auf die Diktatur einer Sprachpolizei sehr oft die Gedankenpolizei.

Wäre es richtig, dass die Benachteiligung von Frauen deshalb geschieht, weil alte, weiße heterosexuelle Männer die Sprache formen und maskuline Begriffe erzwungen hätten, müssten in allen Sprachräumen, in denen es den Unterschied zwischen maskulin und feminin gar nicht gibt (zum Beispiel im Englischen), Diskriminierungen von Frauen ausgeschlossen sein. Das ist nachweislich nicht der Fall, weil Sprache eben doch nicht das Bewußtsein formt, aus dem das Handeln abgeleitet wird. Es ist eher umgekehrt. Ideologische Zwangsvorstellungen wirken sich – diktatorisch auf Sprache aus, indem bestimmte Formulierungen erzwungen, andere verboten werden. Das ist bei George Orwell in seinem Roman 1984 genauso der Fall, wie bei dem Versuch, gegen den Willen einer deutlichen Mehrheit die Bevölkerung zum Gendern zu zwingen.

43 Pflegerinnen und drei Pfleger bilden zusammen „46 Pfleger“ und nicht 46 „Pflegende“.

Es wird nämlich immer dann der grammatikalische Oberbegriff verwendet, sobald eine auch nur irgendwie gemischte Gruppe besteht. Das gilt übrigens auch für 120 männliche und fünf weibliche „Hilfskräfte“, die – egal ob Mann oder Frau – unter dem generischen Oberbegriff mit dem weiblichen Genus die „Hilfskräfte“ zusammengefasst werden; auch kein Anlass für männliche Hilfskräfte, sich hier diskriminiert zu fühlen.

Ohne einen solchen Oberbegriff, der für beide Geschlechter gilt, würden sich bestimmte Sachverhalte überhaupt nicht formulieren lassen:

+ „Jeder dritte Arbeitslose ist eine Frau.“ oder

+ „Wir kennen nicht einmal das Alter der Person, die sich eingeschleust hat.“ oder

+ „Das Geschlecht der gefundenen Leiche ist nach wie vor unbekannt „.


Der Tag mit seinen 24 Stunden besteht aus dem Tag und der Nacht, genauso wie „der Kunde“ männlich oder weiblich sein kann – unabhängig von seinem Geschlecht.

Der männliche oder weibliche Artikel bezeichnet nur das Genus und nicht den Sexus: Wenn wir „die Katze“ sagen, steht die weibliche Form als Oberbegriff sowohl für das weibliche Tier als auch für das männliche, das wir, wenn wir es genauer spezifizieren möchten, als „der Kater“ bezeichnen (so wie „der Kunde“, wenn es denn eine Frau ist zu „die Kundin“ wird. Zu behaupten mit „der Kunde“ seien nur Männer gemeint, allein weil „der“ davorsteht, ist grammatisch ungefähr so durchdacht wie es die Argumentation ist, mit „die Person“ seien offenbar nur Frauen gemeint, weil „die“ davorsteht. In Wahrheit drückt natürlich keiner der beiden Artikel den Sexus aus; sie beziehen sich nur auf den Genus.

Das Schlimme am Gendern ist, dass erst durch diese zwanghafte Doppelbenennung in der feministischen Sprache „die Kunden und Kundinnen“ oder die „Kaufenden“ (funktioniert übrigens nur in der Mehrzahl, weil der „Kaufende“ ja schon wieder sexistisch ist) der Sexismus erst in die Sprache eingeführt wird, wo er vorher durch den geschlechtsunabhängigen Oberbegriff nicht vorhanden war.

Wie verhält es sich denn mit dem Mann, der „die Vertretung“ für einen Kollegen wahrnimmt? Wird er diskriminiert? Der Arzt, der seinen Kollegen vertritt ist eben kein „(Handels-)Vertreter“.

Sprache unterscheidet zwischen Genus und Sexus. FeministInnen kennen diesen Unterscheid offensichtlich nicht.

Wir müssen unser Augenmerk darauf richten, dass hoffentlich bald allen Frauen mit Respekt auf Augenhöhe begegnet wird, keine Lohn-/Gehaltsdifferenz zwischen den Geschlechtern mehr bestehen und die Chancen für Männer und Frauen in unserer Gesellschaft auf allen Ebenen (die Ebene!) gleich sind. Nur damit unterstützen wir die Emanzipation – nicht aber mit der Verhunzung unserer Sprache  (feminin) durch umständliches  und ideologisches (neutrum) Kauderwelsch im (maskulinen) Gender-Sprich-und-Schreib-Stil.

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